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Magische Maschine

Legt man das Magic Tool auf den Tisch, macht sich Stirnrunzeln und Achselzucken breit was sind das bloss für komische Geräte? Und wie soll man, um alles in der Welt, mit Holzdübeln Fliegen binden?

Also, wenn ich ehrlich bin, reicht es bei mir mit dem Fliegebinden für den „Hausgebrauch », dementsprechend sieht auch meine Fliegendose aus. Das Binden ist in den letzten Jahren irgendwie in den Hintergrund geraten, und es ist mir sogar schon mal passiert, dass ich unter leichtem Erröten einen Kollegen am Wasser um eine Sedge anschnorren musste…

Ich bewundere immer wieder diejenigen unserer Zunft, die ihre gut gefüllten Behältnisse aus der Weste ziehen, sie aufklappen, die nach Art, Farbe und Grösse geordneten Reihen mit Hunderten von Fliegen beäugen, dann ein leises „Nein » von sich geben, die Dose zuklappen und eine weitere, noch besser gefüllte hervorzaubern. Ich schäme mich in solchen Momenten ein wenig und nehme mir vor, endlich mal wieder einige Abende am Bindestock zu verbringen, um wenigstens die ganz grossen Lücken der wichtigsten Muster aufzufüllen. Irgendwann stehe ich dann aber doch wieder am Wasser, klappe meine Dose auf und sehe nach links oder rechts, ob nicht irgendwo ein Kollege…

15 Fliegen in 30 Minuten

Von daher war ich neulich ganz begeistert, meinen Freund Marc Petitjean, den begnadeten Fliegenbinder und Erfinder wiederzutreffen. Vielleicht konnte ich ja bei ihm, so nebenbei, einige Muster na ja, eben wegen dieser Lücken in meiner Dose… Nach der üblichen herzlichen Begrüssung kam er schnell zum Punkt: „I will show you something new, mon ami! »

lm ersten Moment war ich etwas irritiert, als Marc einige unscheinbare Plastikböcke und klammern sowie drei Holzdübel hervorholte, doch was ich dann gezeigt bekam, verschlug mir den Atem! Erst nach 30 Minuten und 15 neuen Fliegen klappte ich meine Mund wieder zu!

Der Grundgedanke hinter dem neuen Bindeset, das ,,Magic Tool » heisst, ist die Vereinfachung bekannter Bindetechniken. Am besten, ich zeige Ihnen einfach einmal, wie das Magic Tool funktioniert.

Einfacher geht es nun wirklich nicht!

Auf einen Plastikbock werden die für eine Fliege gewünschten Federn und/oder weiteres Material gelegt und mittels eines Fadens oder eines Federkiels nach unten gedrückt. Das gesamte Material ist fixiert und steht nach oben heraus. Das herausstehende Material wird mit einer durchsichtigen Klammer gegriffen, der Bock geöffnet und das eingeklemmte Material mit einer Schere auf eine Länge geschnitten.

Nun mss das Material und der Bindefaden verbunden werden. Dazu gibt es neben der Schlaufentechnik eine weitere, sehr gute Möglichkeit: Benutzt man einen nicht verdrallten Bindefaden, kann man den Faden mittels einer Nadel in zwei Hälften teilen (erfordert am Anfang ein wenig Übung), hält das Material zwischen die Fadenhälften und zieht diese wieder stramm. Diese Methode erspart die Schlaufentechnik und somit viel Zeit.

Nun lässt man den Spulenhalter kurz rotieren, bis das Bindematerial fest verdrallt ist und wickelt die Fliege.

Nach dem Abschlussknoten wird auf der Unterseite getrimmt, fertig ist die Fliege.

PHOTOS 1. Das gesamte Material für die Fliege (Feder, Dubbing,…) wird einfach auf den Bock gelegt. 2. Dann wird das gesamte Material mittels eines Federkiels oder Fadens in den Bock gedrückt und so fixiert. 3. Das Material nun mit der Klemme fassen, auf eine Länge schneiden und schon kann alles weiterverarbeitet werden.

Unbegrenzte Möglichkeiten

Das faszinierende dieser Me¬thode ist die Möglichkeit, ver¬schiedene Materialien auf die einfachste Art miteinander zuverbinden. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Man kann sogar Körper und Hechel nacheinander in den Faden bringen, verdrallen und die gewünschte Fliege von hinten nach vorn in einem Rutsch binden. Auch ist jede Fliegengrüsse machbar, denn in dem Bindeset sind drei verschieden lange Böcke und entsprechende Klammern enthalten, mit denen unterschiedlich lange Stränge hergestellt werden können. So sind von einer Midge bis hin zum Streamer alle Arten herstellbar. Es entstehen ausserdem sehr haltbare Muster, durch den verdrallten Faden sitzen die Fibern oder Fasern sehr fest.

Übrigens: Lange habe ich gerätselt, was die im Set enthaltenen Holzdübel für eine Funktion haben. Inzwischen weiB ich es, und auch Sie werden sicherlich genau wie ich verblüfft sein, wozu diese Holzdübel da sind: Möchte man ein Bindematerial verarbeiten, das es nur in langer Form (zum Beispiel irsierende Fäden oder ähnliches) gibt, können Sie sich mit den Holzdübeln das Kleinschnipseln ersparen! Wickeln Sie das Material einfach um einen dieser Dübel, legen Sie diesen auf den Bock und trennen Sie dann das Material oben mit einer Rasierklinge im Dübelschlitz auf. Es wird zu beiden Seiten auf den Bock fallen und kann mit hineingedrückt werden!

Endlich einmal volle Dosen

Ich bin mir sicher, dass ich noch viele Jahre brauchen werde, um alle Möglichkeiten herauszufinden, die dieses Bindeset bietet. Natürlich schenkte mir Marc nach der Vorführung die gebundenen Muster und meine kleine Dose hat wieder ein wenig mehr Volumen. Allerdings habe ich mir seitdem zwei neue, grössere, zugelegt und die sind jetzt voll! Und wenn man mich nun am Wasser trifft, kann man einigermassen sicher sein, nicht angeschnorrt zu werden… Erhältich ist das Magic Tool für 33,– Euro bei Thomas Dürkop.

Das Geheimnis des Holzdübels: Möchten Sie langes Material verarbeiten, wickeln Sie es einfach um den Dübel, legen Sie diesen auf den Bock und trennen Sie das Material oben mit einer Rasierklinge im Dübelschlitz auf. Es wird zu beiden Seiten auf den Bock fallen und kann mit hineingedrückt werden!